13.01.2020

Natixis Investment Managers

EIn Jahr für die Mutigen

Frau Dwek, Sie haben einen sehr anspruchs­vollen Job. Wie sieht eine klassische Arbeits­woche von Ihnen aus?
Ich habe nicht wirklich eine typische Woche - das ist das Schöne an dieser Rolle, es ist immer etwas los an den Märkten! Ich ver­bringe viel Zeit damit, die Nach­richten zu ver­folgen und Recherchen zu lesen, versuche, meine Ansichten zu hinter­fragen, verschie­dene Perspek­tiven zu sehen und Anlage­ideen zu entwickeln. Und dann ver­bringe ich viel Zeit damit, Charts und andere Mate­rialien zusammen­zu­stellen, um unsere Ansichten zu unter­stützen und zu kommu­ni­zieren. Ich schreibe eine Reihe von Research-Publi­ka­tionen, die ich mit unseren Kunden teile. Ich reise oft nach Paris und London, um mein Team und die Multi-Asset-Port­folio­manager inner­halb der Natixis Investment Managers Solutions-Gruppe zu sehen, mit der wir eng zusammen­arbeiten.
Wie gross ist Ihr Team, und wo ist es domiziliert? Und für wie viel Kapital erarbeiten Sie die Strategien?
Wir sind ein Team von drei Strategen, und der Rest meines Teams ist in London statio­niert. Es gibt auch Strategen in unserem US-Haupt­quartier in Boston, mit denen wir regel­mässig sprechen. Wir arbeiten inner­halb der Natixis Investment Managers Solutions-Gruppe, die etwa 65 Mrd. Euro an kombi­nierten Bera­tungs- und Vermö­gens­ver­waltungs­man­daten verwaltet, haupt­sächlich in Multi-Asset-Port­folios.
Der Nachrichtenfluss ist mit dem Internet extrem schnell geworden. Wie kann man da mittel- und länger­fristige Prognosen festlegen?
Wir haben die Art und Weise, wie wir die lang­fristig erwar­teten Renditen ermitteln, nicht wirklich geändert. Was sich geändert hat, ist das Tages­geschäft. Ich denke, wichtig ist, wie wir als Inves­toren auf den ständigen Nach­richten­fluss reagieren. Wir glauben, dass die Formu­lierung eines Basis­falls und der Versuch, den Lärm zu durch­schauen, anstatt auf jede einzelne Schlag­zeile zu reagieren, die beste Art und Weise ist, Portfolios im aktuellen Umfeld aufzu­bauen. Natürlich müssen wir flexibel bleiben, falls sich die Umstände der Basis­annahme drama­tisch ändern, aber der Versuch, die Märkte zu sehr zu timen, funktio­niert nicht. Und als Ausgangs­punkt bleiben klare Risiko- und Rendite­ziele auf lange Sicht der Schlüssel.
Können Sie verraten: Wie sehen in wenigen Worten Ihre Modell-Portfolios für 2020 aus?
Wir bleiben mit einer Über­ge­wichtung in Aktien und einer Unter­ge­wichtung in Anleihen investiert. Wir haben eine Über­ge­wichtung in euro­päischen Anlagen, die dank dem «Waffen­still­stand» in den Handels­streiti­keiten zwischen den USA und China weiterhin von einem sich ver­bessernden globalen Umfeld profi­tieren dürften. Dies wird jedoch mögli­cher­weise nicht das ganze Jahr 2020 andauern, und wir erwarten mittel­fristig eine über­durch­schnitt­liche Qualitäts- und Wachstums­ent­wicklung, da die Wachstums­sorgen wahr­scheinlich nicht voll­ständig ver­schwinden werden. Wir bevor­zugen Kredite gegen­über Staats­schulden und haben derzeit Allo­ka­tionen in High Yield und Hart­währungs­schulden der Schwellen­länder.
Das bedeutet: Ihr Haus ist positiv für die Aktien­märkte gestimmt…
Ja, wir glauben, dass ein sich verbesserndes globales Umfeld und eine verrin­gerte Unsicher­heit in Bezug auf den Handel und Brexit weiterhin Risiko­anlagen unter­stützen sollten. Die jüngsten Spannungen im Nahen Osten machen deutlich, dass die Vola­ti­lität anhalten wird, aber im Moment ändern sie nichts an unserem mittel­fris­tigen konstruk­tiven Ausblick. Die Gewinn­erwar­tungen für 2020 sind gesunken, was für eine Aufwärts­über­raschung sorgen könnte, wenn sich das Wachstum wie erwartet erholt. Die Bewer­tungen sind nicht billig, aber sie sind auch nicht über­zogen. Sie könnten aber letztlich als Ober­grenze für die Perfor­mance dienen. Bei den Aktien sind noch keine signi­fi­kanten Zuflüsse zu ver­zeichnen, was darauf hindeutet, dass viele Anleger die Rally von 2019 (zu einem grossen Teil) verpasst haben. Daher sind wir der Ansicht, dass dies Ausgangs­lage unter­stützend sein sollte.

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